Ein Arbeitsmarkt für alle – von der Vision zur gemeinsamen Umsetzung

Inklusion und Arbeit 2Der 5. Mai war der Aktionstag der Menschen mit Behinderung und auch in Schmallenberg kamen aus diesem Anlass jetzt einige Personen im Rathaus zusammen.
Unter dem Motto „Einfach für alle – gemeinsam für eine barrierefreie Stadt“ luden die Mitarbeiter vom TEAM IMPULS Schmallenberg im Rahmen des Projekts LebensWert ein. Neben verschiedenen Aktionen wie online-Befragungen, Schaffung eines Fachkräfte-Netzwerks und einer im November letzten Jahrens stattgefundenen Zukunftswerkstatt ist die Forderung nach einer Gesellschaft und Arbeit für alle ein erklärtes Ziel.
Vertreter der Stadt Schmallenberg, Vertreter der Politik und der Wirtschaft sowie Unternehmer waren eingeladen, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen. In der Vorbereitungsgruppe zu dem diesjährigen Aktionstag waren neben betroffenen Bürgern/-innen auch Vertreter/-innen der Behinderteninteressenvertretung Schmallenberg, des Sozialwerks St. Georg und Mitarbeiter des TEAM IMPULS aktiv.
Inklusion und Arbeit 4Hauptaugenmerk bei dem Treffen lag auf dem Lebensbereich „Arbeit“. Schmallenberg hat eine sehr geringe Arbeitslosenquote von 3,7% und hinter dieser Zahl stehen viele Menschen mit schwierigen Lebensumständen. Die Probleme bei der Arbeitsvermittlung dieser Menschen wurden hier in einigen Gesprächen deutlich. Und fast immer sind es Vorurteile, mit denen sich Betroffene ebenso wie betreuende Personen auseinandersetzen müssen.
Häufig ist es die Unkenntnis, die Berührungsangst, die dazu führt, Menschen mit Handicap aus der Liste der Bewerber heraus zu selektieren. Fragen wie: „Sind wir überhaupt barrierefrei? Können wir den Anforderungen entsprechen, die die Behinderung der entsprechenden Person mit sich bringt? oder „Haben wir eine Tätigkeit, zu der der Betroffene in der Lage ist, hinsichtlich Aufgabenbereich wie auch Arbeitsumfang?“ stellen sich dem Arbeitgeber. All diese Fragen führen vielleicht im ersten Moment zu gewissen Unsicherheiten, eben weil man sich mit diesen Fragen konfrontiert fühlt und sich im Falle einer Einstellung auch damit auseinandersetzen muss.
Doch oftmals sind all diese Anforderungen gar nicht so hoch, man muss in manchen Situationen nur etwas kompromissbereit sein und dem Bewerber eine Chance geben. Sicher ist das nicht immer für jeden Betrieb machbar und je nach Art des Handicaps muss eine passende Tätigkeit vorhanden sein. Doch es einfach mal zu versuchen, dazu rät auch Meinolf Rickert, der einen Betrieb mit dreizehn Beschäftigten in Schmallenberg führt. Mit Verbindungstechniken aller Art im online-Handel beschäftigt er seine Mitarbeiter und dabei ist ihm besonders wichtig, jedem eine Chance zu geben. „Als Unternehmer habe ich gegenüber der Gesellschaft eine soziale Verantwortung“, ist seine eindeutige Auffassung. Alleinerziehende Frauen, die nur vormittags arbeiten können arbeiten in seinem Betrieb aber derzeit auch ein junger Mann, der im Rollstuhl sitzt und ein Praktikum absolviert. Er führt Arbeiten am Schreibtisch aus und die Freude bei seiner Arbeit und das Engagement des Mannes beeindrucken den Unternehmer so sehr, dass sämtliche Probleme mit den räumlichen Gegebenheiten zweitrangig sind und der junge Mann im Rollstuhl gute Aussicht auf einen festen Arbeitsvertrag hat. Für Meinolf Rickert ist es mehr als nur eine soziale Verpflichtung; für ihn ist es ein Auftrag.
Winfried Gödeke vom TEAM IMPULS hatte zuvor in über siebzig Telefonaten versucht, den Mann zu vermitteln – ohne Erfolg. „Mein Wunsch ist es, dass alle eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben – dann sind wir einen Schritt weiter“, sagte er abschließend.
Denn Arbeit hat einen besonderen Stellenwert in der Gesellschaft – für jeden. Arbeit bedeutet finanzielle Absicherung, eine sinnvolle Beschäftigung haben, am „normalen“ Leben teilhaben, sich selbst zu verwirklichen und Anerkennung zu bekommen.
Ziel des Austausches im Schmallenberger Rathaus war es, das Thema „Inklusion und Arbeit“ verstärkt in die Öffentlichkeit zu tragen, alle Bürger, ob betroffen oder nicht, für das Thema zu sensibilisieren, Ängste und Vorbehalte abzubauen und Entscheidungsträger sowie Verantwortliche aus allen Bereichen zu informieren. Die Gespräche auf Augenhöhe gaben Möglichkeiten zum direkten Austausch und vielleicht konnte so sogar die ein oder andere Hemmschwelle überwunden werden. Denn Inklusion sollte für alle selbstverständlich sein.