Müntefering als Geburtstagsgast

In der Ortsmitte von Eslohe ist er aufgewachsen. Carl Wilhelm Tölcke, geboren am 31.05.1817, gilt als Vater der westfälischen Sozialdemokratie. Eine Gedenktafel und eine Straße erinnert in Eslohe an den berühmten Sohn des Ortes.
In diesem Jahr jährt sich Tölckes Geburtstag zum zweihundertsten mal. Um dem zu gedenken, lud die Gemeinde am Mittwoch, den 31.05.2017. zu einer Feier in das Rathaus ein.
Gekommen war auch ein bekanntes Gesicht der politischen Bühne: Franz Müntefering, ehemals Bundestagsabgeordneter, Bundesminister und Vizekanzler, nahm die Einladung gerne an.

Bürgermeister Stephan Kersting eröffnete die Feierstunde und hieß die anwesenden Gäste herzlich willkommen. Der stellvertretende Landrat Dr. Michael Schult verwies in seiner Ansprache auf die Wichtigkeit dieses Gedenkens, denn Tölckes historische und politische Bedeutung sei unbestritten. Carl Wilhelm Tölcke hatte, nachdem er Eslohe verließ, auch in Altena und Iserlohn gelebt. Altenas derzeitiger Bürgermeister Dr. Andreas Hollstein, rühmte Tölcke als „Sauerländische Persönlichkeit“, die sich nicht scheute, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, die Andere mitreißen konnte und nicht eigennützig handelte. Die Kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion aus Iserlohn, Annemarie Simon, erinnerte an den Jubilar, als Akteur in Zeiten der Revolution.
Prof. em. Dr. Arno Herzig sprach die Festrede, beleuchtete den Werdegang Tölckes und unterstrich abschließend „Tölcke gehört zu den politischen Persönlichkeiten unserer Geschichte“.
Franz Müntefering zog Parallelen zur heutigen Sozialdemokratie und gab einen Einblick in seine eigene, langjährige politische Tätigkeit und Motivation. Im katholischen Elternhaus in Sundern wurde durchaus öfter politisch kontrovers diskutiert. Das habe ihn vielleicht geprägt, wenn auch sein Vater ihm von einem Engagement in einer Partei abgeraten hatte, ist er dennoch in den SPD Ortsverein Sundern eingetreten und habe in der Fredeburger Kirche seine erste größere Veranstaltung gehabt. Ob man innerhalb des politischen Wirkens stehenbleibt oder nach oben kommt, hängt öfter als man meint vom Zufall ab, das habe er selbst erlebt, so Müntefering. Dennoch sollte sich jeder in der Politik der Verantwortung bewusst sein, die er trägt. Aber auch die Wähler sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein. „Wir müssen uns jetzt entscheiden, wie wir später leben möchten!“ In Bezug auf Ökologie, in Bezug auf unseren Umgang miteinander und in Bezug auf Europa. Er propagiert das Vertrauen in die demokratischen Parteien. „Hier stimmt die Substanz“, selbst wenn es im Einzelnen Unterschiede gäbe.